Auf den Spuren der Besigheimer „Erinnerungssteine“
Ewig anders Ditzingen (EaD), eine Gruppe des bürgerschaftlichen Engagements, gestaltet auf dem hiesigen Friedhof den sogenannten „Garten der Erinnerung“ (GdE) als offenen Trauer- und Rückzugsort, unter anderem mit einer Kerzenandacht und Weg aus vormaligen Grabsteinen. Jetzt begab man sich auf Exkursion nach Besigheim um die dortigen „Erinnerungssteine“ zu besichtigen. Die 21 Stelen aus Jura-Kalkstein wurden im Jahr 2013 von der Steinmetz- und Steinbildhauerinnung Ludwigsburg – Böblingen – Rems-Murr angeregt und umgesetzt und ziehen sich nun auf einer Länge von 120 Metern quer durch die vormaligen Gräberfelder des Alten Friedhofs in Besigheim.
Die äußerst kurzweiligen Erläuterungen durch Erlebnis-Stadtführerin Katrin Held, zeigten schnell, dass sich das Thema „Erinnerung“ durch alle künstlerischen Umsetzungen zieht, allerdings auf sehr unterschiedliche Weise: Einige erinnern oft auch humorvoll an die Lebensgeschichte der Bürger, die oft in unmittelbarer Umgebung bestattet wurden. So wie an den Besigheimer Bäckermeister Ernst Elsässer, der ein großer Kinderfreund war und in jungen Jahren auch die Schneckennudel in Locarno populär gemacht hatte. Jetzt drückt sich ein Lausbub buchstäblich die Nase an der Glasscheibe platt – und auch die Schneckennudeln sind knitz in die Gestaltung eingegangen.
Andere Stelen befassen sich mit Demenz und mit dem Verblassen der Erinnerung oder mit dem Wandel von Trauer, vom Schmerz zur – wenn auch bittersüßen – Erinnerung an die gemeinsame Zeit. Erstaunlich, aber im Kontext verständlich: Es findet sich innerhalb der Kunstwerke sogar eine Anleitung zur Entschärfung einer Tretmine. Das alles durchaus wohl integriert in die pietätvolle Umgebung des zur Parkanlage umgewandelten Friedhofs: Das auch sonst schon sehenswerte Besigheim ist so noch eine Attraktion reicher, zumal eine Bürgerinitiative um Katrin Held, erreichte, dass das ursprünglich nur temporäre Projekt nun weiterhin den Friedhof zieren wird.
Die Mitglieder von EaD nehmen auch einen bezeichnenden Satz der Stadtführerin mit nach Hause, der sie in ihrem ehrenamtlichen Engagement bestärkt: „Friedhöfe sind immer auch Orte der Kulturvermittlung“.