Der Quellstein - und wie es dazu kam
Eines der vier Elemente des „Gartens der Erinnerung“ ist das Wasser, gut darzustellen durch einen Fluss oder einen See. Ersterer ist auf einer begrenzten Fläche schwierig, weshalb man sich während des Kunstprojekts entschied, einen Teich anzulegen. Und da das Kunstprojekt eine begrenzte Laufzeit hatte, reichte ein Provisorium.
Nachdem mit der Gruppe „Ewig anders Ditzingen“ die Weiterführung des Projekts gesichert war, musste eine neue Lösung gefunden werden. Der Teich war nicht tief genug, um das Wasser umzuwälzen und da er sich im öffentlichen Raum befand, gab es von Seiten der Stadtverwaltung auch Sicherheitsbedenken.
Schnell einigte man sich in der Gruppe auf einen Quellstein, bei dem eine Pumpe das Wasser aus einem Becken auf den Stein befördert, von wo es wieder zurück in das Becken fließt. Die Stromversorgung übernimmt ein Photovoltaikmodul. Dass dadurch die Pumpe nicht rund um die Uhr läuft, symbolisiert auch das Thema von Werden und Vergehen.
Und nun kam der glückliche Zufall ins Spiel: Die Steinwerkstatt Machmer musste eine vormalige Familiengrabstatt abräumen. Damit stand ein massiver Grabstein aus Granit zur Verfügung mit einem Gewicht von rund 2,5 Tonnen!
Die Reaktionen in der Gruppe waren nicht nur euphorisch, Bedenken gab es besonders wegen der schieren Masse des Steins. Also beraumte man am 9. Juli 2022 einen Ortstermin auf dem Betriebshof des Friedhofs an, wo der Stein zwischengelagert war.
Mit einem Mal war alles klar und die Begeisterung groß, so dass es nun, unterstützt von Künstlerin Susanne Müller-Baji, um die Gestaltung gehen konnte. Die Namen auf dem Stein sollten entfernt werden, der Sinnspruch hingegen erhalten bleiben. Da dieser aber der auszuarbeitenden Wasserrinne im Wege war, schlug Stefan Machmer vor, diese unter der Schrift hindurch zu führen - für einen Fachmann ist schließlich fast alles machbar!
Anschließend ging es an die Standortsuche im „Garten der Erinnerung“: Dass es die Stelle sein würde, wo sich zuvor der Teich befunden hatte, darüber waren sich alle einig. Nur die Ausrichtung war noch festzulegen.
Natürlich stand nun viel Arbeit an, die nur zu einem kleinen Teil von der Gruppe erledigt werden konnte. Die Steinwerkstatt Machmer übernahm die Bearbeitung des Steins und für die Gartenbauarbeiten konnte die Firma Karle gewonnen werden. Für die Fertigstellung visierte man den Frühsommer 2023 an, rechtzeitig zum 5-jährigen Jubiläum der Gruppe „Ewig anders Ditzingen“.
Im nächsten Schritt wurde die Verwaltung informiert und mit Herrn Karle ein Ortstermin vereinbart. Am 23. Januar 2023 trafen sich Stefan Machmer, Sebastian Karle und Hans-Dieter Schrauth von der Friedhofsverwaltung im „Garten der Erinnerung“ und besprachen das weitere Vorgehen und die Termine: Um lange sichtbare Baustellen zu vermeiden, sollte der Stein genau dann fertig werden, wenn die Firma Karle an den Aufbau gehen kann.
Und nun kam wieder die Gruppe zum Zug. Es galt nun die Ausgestaltung des Steins vorzunehmen und die Lage der Wasserrinne festzulegen: Denn es sollen auch Vogeltränken entstehen, also etwas tiefere Bereiche, in denen das Wasser stehen bleibt, selbst wenn die Pumpe nicht arbeitet.
Am 14. April 2023 trafen die Mitglieder am Stein zusammen, der zwischenzeitlich auf den Lerchenhof verlagert worden war, um die Friedhofsbesucher vor dem anfallenden Arbeitslärm zu schützen.Zuerst wurden die überflüssigen Buchstaben mittels Heißluft und Schraubenzieher entfernt. Dann wurden der Bachlauf mit seinen Kehren und Vertiefungen festgelegt.
Schließlich ging es an die Knochenarbeit - es gilt, die Vertiefungen der Rinne und die tiefen Bereiche aus dem Stein herauszuarbeiten. Mit Flex, Hammer und Meißel bewaffnet versuchen sich auch einige Gruppenmitglieder an dem harten Material. Respekt vor denen, die das den ganzen Tag ausüben müssen! Die Hauptarbeit bleibt aber bei der Steinwerkstatt.
Für den 5. Mai 2023 war ein weiterer ein Ortstermin angesagt: Inzwischen hatte ein Mitarbeiter der Steinwerkstatt ganze Arbeit geleistet und den Bachlauf fertiggestellt. Mit einem Eimer Wasser kontrollierte die Gruppe, wie das Wasser im Bachlauf abfließt.
Man hatte beschlossen, die vom Stein entfernten Buchstaben wieder zufällig verstreut auf dem Stein anzubringen. Zudem sollte ein Schriftzug „ewig anders“ am Auslauf des Wassers auf die Gruppe hinweisen.
Nachdem die Bearbeitung des Steins beendet war, transportierte ihn die Steinwerkstatt am 9. Mai 2023 in den „Garten der Erinnerung“. Auch Herr Karle stieß noch mal für letzte Absprachen dazu, denn jetzt war er dran.
Am 13. Juni 2023 rückte das Team von Herrn Karle an und hob das Becken aus. Es ist von einem quadratischer Kanalschacht eingerahmt, ausgekleidet mit Filz und Folie und durch drei Gitter abgedeckt. Der Platz, auf dem der Stein liegen wird, wurde mit Schotter verdichtet.
Sechs Tage später, am 19. Juni 2023, versetzte die Steinwerkstatt den Stein an seinen endgültigen Platz. Das Becken wurde gefüllt, die Pumpe eingelegt und das Photovoltaikmodul zur Stromversorgung provisorisch angeschlossen. Es funktionierte!
Inzwischen war ein Termin für die Einweihung festgelegt worden: Bis zur Übergabe am 7. Juli 2023 mussten noch zwei Restarbeiten erledigt werden. Die Firma Karle deckte das Gitter mit groben Steinen ab und Harald Orlamünder installierte das Photovoltaikmodul und die elektrische Leitung zur Pumpe.
Damit war Alles bereit für die Einweihung mit Oberbürgermeister Michael Makurath, zu dem auch die Bevölkerung eingeladen werden. Hierzu gibt es einen eigenen Bericht.